Ein Heimbüro steht jedem Gründer kostenlos zur Verfügung. Doch was muss man alles beachten, wenn man als frisch gebackener Unternehmer in der Startphase zunächst von zu Hause aus tätig ist?
Keine Frage: Jedes Unternehmen benötigt geeignete Räume, in denen Chef und Mitarbeiter ihre Aufgaben optimal erledigen können. Doch gerade zu Beginn reicht bei vielen Gründungsvorhaben das Heimbüro absolut aus. So spart man Geld und wertvolle Ressourcen und profitiert als frisch gebackener Unternehmer zusätzlich davon, dass sich der Arbeitsplatz direkt in der Wohnung befindet.
Auf der Suche nach passenden und angemessenen Geschäftsräumen übersehen viele Gründer eine sehr naheliegende Lösung, die gleichzeitig mit vielen Vorteilen verbunden ist. Die Rede ist vom Heimbüro. Bereits in der Gründungs- und Vorbereitungsphase war man ja daran gewöhnt, die erforderlichen Arbeiten von Zuhause aus zu erledigen.
Werden in der Anfangsphase nicht gerade zahlreiche Mitarbeiter benötigt, dann ist es eine sehr interessante Option, das Heimbüro zunächst beizubehalten und sich die Anmietung und Ausstattung regelrechter Geschäftsräume für eine gewisse Zeit aufzusparen.
Ein entscheidender Vorteil bei dieser Konstruktion ist natürlich die finanzielle Komponente. Büro-, Geschäfts- und Lagerräume sind aufgrund ihrer Miete und ihrer Nebenkosten eine teure Angelegenheit. Ihre Anmietung zieht darüber hinaus weitere Kosten nach sich, wenn man zum Beispiel einmal an den Unterhalt mit Strom, Reinigungsaufwand oder an erforderliche Versicherungen denkt.
Findet das Arbeiten stattdessen in den eigenen vier Wänden statt, lassen sich diese Kosten über einen längeren Zeitraum verringern, was das junge Unternehmen rein wirtschaftlich betrachtet stark entlastet. Und auch in Bezug auf die Ausstattung und Einrichtung von Geschäftsräumen lässt sich viel Geld sparen, wenn man zunächst mit dem Heimbüro vorliebnimmt.
Voraussetzung hierfür ist natürlich, dass im eigenen Haus oder in der eigenen Wohnung überhaupt ein geeigneter Arbeitsplatz eingerichtet werden kann. Wer ohnehin ein Einzimmer-Apartment mit offener Kochnische bewohnt, der wird es sich mehrfach überlegen, ob er die ersten Monate seiner selbstständigen Berufstätigkeit tatsächlich auch noch in dem wenig großzügigen Raum verbringen möchte.
Verfügt man dagegen ohnehin über ein Domizil mit einem eigenen Arbeitszimmer, dann liegt der Gedanke an das Heimbüro bereits deutlich näher und sollte nicht ohne Weiteres verworfen werden. Selbst wenn bereits in der Startphase ein oder mehrere Mitarbeiter beschäftigt werden müssen, so schließt dies das Arbeiten von daheim nicht zwangsläufig aus. Zum einen können im ehemals privaten Arbeitszimmer zeitweise auch mehrere Personen tätig sein, zum anderen freut sich das Team sicher darüber, wenn ein Teil der Arbeitszeit auch von den Mitarbeitern von den eigenen vier Wänden aus verbracht werden darf.
Das Heimbüro hat, wie wir gerade gesehen haben, für Unternehmer kurz nach der Gründung eine Reihe von entscheidenden Vorteilen. Damit diese aber auch wirklich voll zum Tragen kommen, gilt es einige Regeln und Empfehlungen zu berücksichtigen. Dies ist vor allem aufgrund der unmittelbaren Nähe von Wohn- und Arbeitsort erforderlich.
Zwar erscheint es auf den ersten Blick ausschließlich positiv, wenn man sich mehr oder weniger vom Bett, Bad, Sofa oder von der Küche aus an den Arbeitsplatz begeben kann, ohne zuerst eine Anreise in Kauf nehmen zu müssen. Gerade die mangelnde Distanz zwischen den beiden zentralen Lebensbereichen, also Freizeit und Arbeit, sorgt aber potenziell auch für Probleme.
So kann es zum Beispiel sein, dass es dem Unternehmer im Heimbüro nie gelingt, wirklich abzuschalten. Auch nach Ende der offiziellen Arbeitszeit befindet sich der Schreibtisch immer im unmittelbaren Zugriff. Für viele Menschen hat dies zur Folge, dass sie immer wieder, wenn auch nur kurz, an den Arbeitsplatz zurückkehren, um noch schnell etwas zu erledigen.
So praktisch und sinnvoll diese Option auf den ersten Blick auch wirken mag: Sie birgt die Gefahr, dass man den verdienten Feierabend und das private Wochenende nicht mehr erreicht und dadurch dauerhaft im Job bleibt. Bereits nach vergleichsweise kurzer Zeit führt dies zu einer starken Erschöpfung. Außerdem ist die mangelnde Trennung von Privatleben und Beruf in vielen Fällen eine ernsthafte Ursache für Streit und Konflikte in Partnerschaft oder Familie.
Umgekehrt betrachtet ergeben sich ebenso eine Reihe von Problemen. Die unmittelbare Nähe zum privaten Lebensraum stellt nämlich unter Umständen auch eine erhebliche Versuchung dar. Leider sind der bequeme Ruheplatz, der Esstisch, der Sessel vor dem Fernseher oder das kuschelige Wohnzimmer ebenso kurz vom Schreibtisch entfernt, wie Balkon, Terrasse oder Garten, Garage und Hobbykeller.
Hier ist eine Ablenkung geradezu vorprogrammiert und wenn nicht mit eiserner Disziplin dagegen vorgegangen wird, dann kann dies schnell Folgen für die Intensität und die Qualität der eigenen Arbeit haben. Weiter unten stellen wir Ihnen ein paar Tipps zur Verfügung, die Ihnen dabei helfen, Berufsleben und Privatleben im Heimbüro besser voneinander zu trennen.
„Wer seine Schweißtropfen zählt, wird nie Geld zählen!” Friedrich Hebbel |
Wenn es Ihnen gelingt, die manchmal schwierige Trennung zwischen Berufs- und Privatleben gut zu vollziehen, dann sparen Sie mit dem Heimbüro eine ganze Menge Geld und Aufwand. Allerdings sollte Ihnen klar sein, dass es sich um eine vorübergehende Lösung handelt, von der Sie sich irgendwann auch wieder verabschieden müssen. Eine Ausnahme besteht allenfalls dann, wenn Sie dauerhaft allein arbeiten und es nicht sonderlich häufig erforderlich ist, dass Sie sich mit Geschäftspartnern, Kunden, Lieferanten oder anderen Menschen im beruflichen Zusammenhang persönlich treffen müssen.
Wenn Sie Mitarbeiter beschäftigen und sich anfangs darauf einlassen, diese ebenfalls in Ihren Privaträumen arbeiten zu lassen, dann wird früher oder später der Zeitpunkt kommen, an dem Sie dies beginnt massiv zu stören. Ganz unabhängig von der Anzahl der Beschäftigten, die Sie indes schon ab einem bestimmten Zeitpunkt dazu zwingen wird, Geschäftsräume anzumieten und zu nutzen, kann es eine erhebliche Belastung darstellen, wenn Sie Tag für Tag die Menschen, mit denen Sie eigentlich nur beruflich zu tun haben, in Ihren privaten Räumen beherbergen. Schließlich halten sich die Mitarbeiter nicht nur im Arbeitsraum auf. Sie nutzen Ihr Badezimmer als Mitarbeitertoilette oder bereiten sich in Ihrer Küche Kaffee, Tee, Frühstück oder Mittagessen zu.
Was in einer Start-up-Atmosphäre durchaus einen gewissen Reiz haben kann, entwickelt sich schnell zu einer unangenehmen Angelegenheit. Stellen Sie sich nur vor, wie es sich wohl anfühlt, wenn Sie einmal krank sind und Ihr Team sich dann dennoch in Ihren privaten Räumen aufhält. Darüber hinaus ist es auch möglich, dass Sie das externe Büro ab einem bestimmten Zeitpunkt einfach benötigen, um selbst ein professionelles Verhältnis zum eigenen Unternehmen zu bekommen.
Es fühlt sich einfach anders an, wenn man das Büro in Straßenkleidung betritt und nicht im gemütlichen Freizeit-Look, wenn es einen klaren Arbeitsbeginn und ein klares Arbeitsende gibt und wenn Sie während der Arbeitszeit für Familie oder Partner nicht ununterbrochen ansprechbar sind. Es ist daher sehr wichtig, dass Sie den richtigen Zeitpunkt, um echte Geschäftsräume zu mieten und zu nutzen, nicht verpassen.
Wir haben Ihnen nun die verschiedenen Aspekte der Arbeit im Heimbüro detailliert vorgestellt und sicher ist Ihnen dabei schon aufgefallen, dass es vor allem auf Sie ganz persönlich ankommt, wenn es um die Frage geht, wie lange sich diese Lösung erfolgreich beibehalten lässt. Aus diesem Grund versorgen wir Sie an dieser Stelle mit erprobten und hochwirksamen Praxistipps, die Ihnen den individuellen Umgang mit der Arbeitssituation im Heimbüro deutlich erleichtern und die Ihnen dabei helfen, mit dieser besonderen Herausforderung erfolgreich umzugehen.
Natürlich ist ein Heimbüro für Sie als Unternehmer eine sehr bequeme Angelegenheit. Weitaus wichtiger sind allerdings die wirtschaftlichen Vorteile, die mit dieser Konstruktion verbunden sind. Und genau die sollten Sie einmal möglichst genau und detailliert berechnen, um eine gute Grundlage für eine richtige Entscheidung zu schaffen. Beginnen Sie mit dem wahrscheinlich größten Kostenblock: Der monatlichen Miete. Diese summiert sich im Laufe der Zeit zu einem erheblichen Betrag.
Aber auch die Maklerkosten, Ausgaben für Renovierungen oder Umbauten, Kosten der Außenwerbung oder der finanzielle Aufwand der Einrichtung der Büroräume schlagen kräftig zu Buche. Vergessen Sie außerdem nicht, dass Ihre Geschäftsräume eine Versicherung benötigen, geheizt werden und mit elektrischem Strom versorgt werden müssen. All diese Beträge zusammen ergeben eine hohe Summe, die Sie bei der Entscheidung für oder gegen ein Heimbüro immer im Hinterkopf haben sollten.
Ein großes Risiko im Zusammenhang mit dem Heimbüro besteht darin, dass Sie Privates und Berufliches teilweise nicht mehr gut trennen können. Dies führt schnell zu einem Übermaß an Stress oder zu Problemen mit der eigenen Arbeitsdisziplin. Nutzen Sie daher jede verfügbare Möglichkeit, um den Arbeitsbereich vom Privatbereich zu trennen.
Vermeiden Sie es zum Beispiel, persönliche Dinge im Heimbüro unterzubringen, die Sie ablenken könnten. Versuchen Sie stattdessen eine professionelle Atmosphäre zu schaffen, die an ein ganz normales Büro und nicht an ein zusätzliches Wohnzimmer erinnert. Achten Sie vor allem darauf, dass Sie in Ihrem Heimbüro so ungestört wie nur möglich arbeiten können und schaffen Sie die Grundlage dafür, nicht ständig von Privatem abgelenkt zu werden.
Die Arbeit im Heimbüro kann deutliche Auswirkungen auf Ihre Disziplin und Ihre Motivation haben. Da hier jeder Mensch ein wenig anders reagiert und da sich die jeweiligen räumlichen Bedingungen zudem stark voneinander unterscheiden, lässt sich kaum prognostizieren, wie Sie tatsächlich auf diesen ungewöhnlichen Arbeitsplatz reagieren werden. Beobachten Sie sich daher während der ersten Tage, Wochen und Monate ganz genau und achten Sie dabei vor allem auf Veränderungen in Bezug auf Ihre Arbeitshaltung.
Wenn Sie feststellen, dass es Ihnen im privaten Umfeld zunehmend schwerfällt, sich zu konzentrieren, am Arbeitsplatz zu verharren und sich nicht ablenken zu lassen, dann müssen Sie hier unbedingt aktiv gegensteuern. Ebenso ist es aber auch möglich, dass Sie sich im Heimbüro so wohl fühlen, dass es Ihnen viel leichter fällt, Ihr tägliches Arbeitspensum zu erledigen.
Wenn Sie sich zur Arbeit im Heimbüro entschließen, dann prallen plötzlich zwei grundverschiedene Welten aufeinander. Da ist zum einen Ihr Privatleben, das schließlich in Ihren Wohnräumen sein Zentrum hat und da ist zum anderen Ihr Berufsleben, das sich mit einem Mal in Ihren ganz persönlichen Räumen abspielt. Eine solche Konstruktion bedingt in Bezug auf die Menschen, mit denen Sie hier zusammenkommen, ganz klare Regeln.
Partnern oder Familienmitgliedern sollten Sie deutlich aufzeigen, dass Sie sich während Ihrer Arbeitszeit im Heimbüro zwar in den eigenen vier Wänden und damit im ständigen Zugriff befinden, Sie aber dringend Ruhe, Abgeschiedenheit und eine ungestörte Atmosphäre brauchen. Mitarbeiter im Heimbüro müssen andererseits Ihre Privatsphäre respektieren und sich daher in Bezug auf Ihre übrige Wohnung so dezent wie möglich verhalten, damit die Situation dauerhaft tragbar ist.
Auch wenn das Heimbüro viele Vorteile und Chancen bietet: Um eine Lösung für die Ewigkeit handelt es sich dabei in den meisten Fällen nicht. Sie sollten daher von Anfang an einige Aspekte definieren, anhand derer Sie immer wieder überprüfen können, ob es Zeit für einen Umzug in echte Firmenräume ist.
Dies kann zum Beispiel der Fall sein, wenn die Zahl Ihrer Mitarbeiter ansteigt, wenn Sie zunehmend repräsentative Verpflichtungen haben, wenn Sie fortgesetzte Schwierigkeiten mit der Trennung von Berufsleben und Privatleben feststellen, wenn Ihre Familie nicht mit der neuen Arbeitssituation zurechtkommt oder wenn Sie den Eindruck haben, dass ein gewisses Maß an Professionalität es einfach erfordert, dass Ihr Unternehmen in geeignete Räume umzieht. Verpassen Sie den optimalen Zeitpunkt für einen solchen Umzug nicht, um negative Auswirkungen gezielt zu verhindern.
Um ihre täglichen Aufgaben diszipliniert und sorgfältig erledigen zu können, benötigen Sie ein hohes Maß an innerer Struktur und Ordnung. Den meisten Menschen fällt es deutlich leichter, sich an selbstauferlegte Strukturen und Regeln zu halten, wenn sie in einer aufgeräumten und ordentlichen Umgebung arbeiten. Nutzen Sie die Chance, Ihr Heimbüro optimal für Sie einzurichten und Störfaktoren von Anfang an zu vermeiden. (Quelle: Statista)
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Alternativen nutzen Klar, im Heimbüro kann man den Job nie wirklich hinter sich lassen. Aber als Gründer sind Arbeit und Privatleben ohnehin untrennbar miteinander verbunden. Viel schwerer wiegt für mich, dass man sich im Home Office oft von häuslichen Dingen ablenken lässt. Es muss also eine strikte räumliche Trennung innerhalb der Privaträume geben. Wer allerdings nur begrenzt Platz hat oder weiß, dass er sich nur schwer selbst disziplinieren kann, dem empfehle ich Alternativen. Ich habe die besten Erfahrungen mit Desktop-Sharing gemacht. Bei diesem Modell kann man von Anfang an zeitweise und ganz flexibel etwa tageweise einen Arbeitsplatz im Großraum-, aber auch im Einzelbüro anmieten. Großes Plus dieser Variante: Die ganze Büroinfrastruktur mit WLAN, Druckern, Besprechungsräumen, Küche und Toiletten gibt es gleich mit dazu. Manche Anbieter ermöglichen sogar ein gewisses Wachstum ihrer Mieter. Und wenn die ersten Mitarbeiter an Bord kommen, können die dann auch gleich dort arbeiten. |
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Gründer und Geschäftsführer Michael Lüken aus Münster - www.paqato.com |