Rücklagen im Unternehmen sorgen dafür, dass man krisenhafte Situationen, plötzliche Ausfälle und unvorhersehbare Ereignisse überstehen kann, ohne direkt den Betrieb und damit die Existenz zu verlieren. Aus diesem Grund sollte jeder Unternehmer rechtzeitig Rücklagen schaffen.
Im privaten wie im geschäftlichen Bereich gilt, dass keine Maßnahme einen vergleichbar guten Schutz gegen unvorhersehbare Ereignisse bietet wie hohe Rücklagen. Doch wie schafft man solche Rücklagen eigentlich im eigenen Unternehmen, wie wirken sich solche steuerlich aus und welche Anlagemöglichkeiten gibt es für finanzielle Reserven, die im Zweifelsfall sehr kurzfristig zur Verfügung stehen müssen?
Als selbstständiger Unternehmer sind Sie von ganz unterschiedlichen Zielsetzungen und Wünschen geprägt und geleitet. Welche dies im Einzelnen sind, hängt vor allem von Ihrer individuellen Persönlichkeit ab. In einer Hinsicht sind sich aber alle Menschen, die ein eigenes Unternehmen besitzen und führen, absolut ähnlich: Ihre oberste Zielsetzung muss nämlich darin bestehen, dass Ihr Betrieb dauerhaft überlebt und genug Gewinn abwirft, um Sie sicher und zuverlässig versorgen zu können.
Ist dies nämlich eines Tages nicht mehr der Fall, dann haben sich alle anderen Zielsetzungen von selbst ebenfalls erledigt. Daher muss sich jeder Unternehmer auf dieses Hauptziel konzentrieren und alles dafür tun, ein Scheitern der selbstständigen Existenz zu verhindern.
Was aber gefährdet den Fortbestand von Unternehmen? Welchen Gefahren sind Sie vorrangig ausgesetzt, wenn Sie als Selbstständiger einen eigenen Betrieb führen? Das größte Risiko besteht immer darin, dass Ihnen mitten im Geschäftsbetrieb plötzlich das Geld ausgeht.
Kommt es erst einmal so weit, dass Sie Ihre Verbindlichkeiten nicht mehr erfüllen können und feststellen müssen, dass Sie überschuldet sind, dann kommt meist jede Hilfe zu spät. Sie müssen dann mit ansehen, wie Ihr Unternehmen sich unaufhaltsam Schritt für Schritt auflöst und wie Sie innerhalb weniger Wochen alles verlieren, was Sie sich in langer Zeit und mit viel Mühe aufgebaut haben.
In einer solchen Situation hofft man bis zum letzten Moment darauf, dass plötzlich ein Retter auftaucht, der Ihnen mit einer großzügigen Geldspende aus der Patsche hilft. Dazu wird es allerdings in den seltensten Fällen kommen. Wahrscheinlicher ist es, dass sich in krisenhaften Zeiten eher alle potenziellen Geldgeber von Ihnen zurückziehen, weil Sie befürchten, ansonsten ebenfalls in den Verlust-Strudel gezogen zu werden und auch Geld zu verlieren.
Dennoch gibt es eine Möglichkeit, die dafür sorgt, dass Sie einer solchen Situation nicht schutzlos ausgeliefert sind. Die Rede ist davon, dass Sie im Laufe der Zeit Rücklagen bilden, die wie eine Versicherung wirken. Kommt es nämlich wirklich einmal zur befürchteten Krise, dann sind Sie es selbst, der sich aus eigener Kraft aus der schwierigen Situation befreien kann, ohne dass außenstehende Beobachter überhaupt etwas bemerken.
Es gibt verschiedene Situationen, in denen Ihr Unternehmen plötzlich einen höheren Geldbetrag benötigt, ohne den der Ruin bereits vor der Türe steht. Betrachten wir zunächst eine Situation, in die junge Unternehmen in den ersten beiden Jahren nach der Gründung immer wieder geraten, obwohl die damit verbundenen Risiken eigentlich hinlänglich bekannt sein dürften. Diese Problematik hängt eng mit der Struktur unseres Steuersystems und mit den langsam mahlenden Mühlen der Bürokratie des Fiskus zusammen.
Als Unternehmen sind Sie in Deutschland selbstverständlich steuerpflichtig. Sie müssen unter anderem zum Beispiel eingenommene Umsatzsteuer abführen, Steuern auf Ihren Gewinn zahlen oder, wenn Sie gewerblich tätig sind, Gewerbesteuern entrichten. Nun setzen allerdings die entsprechenden Forderungen des Finanzamtes nicht vom ersten Tag Ihrer Selbstständigkeit an ein.
Es vergehen stattdessen oft viele Monate, bis Ihnen von Seiten des Amtes mitgeteilt wird, dass Sie Auskünfte über Ihre Einnahmen einreichen sollen oder dass eine bestimmte Steuerzahlung fällig wird. Mit anderen Worten sind Sie es zuvor über lange Zeit gewohnt, dass sämtliche Einnahmen auf Ihrem Konto verbleiben.
Ein fataler Fehler besteht nun darin, dieses Geld auszugeben. Sie müssen sich immer wieder vor Augen führen, dass Ihnen persönlich nur ein gewisser Teil Ihrer Einnahmen gehört. Erst nachdem Sie eines Tages sämtliche Abgaben, Steuern und Gebühren für einen bestimmten Zeitraum vollständig entrichtet haben, können Sie erkennen, welcher Gewinn wirklich übrig geblieben ist und von Ihnen genutzt werden kann. Tritt das Finanzamt stattdessen mit einer Forderung an Sie heran, während Sie das Geld bereits vollständig ausgegeben haben, sieht es für Sie und Ihr Unternehmen sehr kritisch aus.
In Bezug auf Steuerzahlungen ist die Behörde nämlich alles andere als geduldig. Steuerforderungen werden innerhalb kürzester Zeit fällig und der Fiskus scheut nicht davor zurück, sofort eine Vollstreckung in die Wege zu leiten, wenn Sie nicht bezahlen können. Dies bedeutet in vielen Fällen das Aus für Ihr Unternehmen.
Arbeiten Sie unbedingt von Anfang an mit einem Steuerberater zusammen, der Ihnen ganz genau sagen kann, wie hoch die künftige Steuerlast konkret sein wird. Legen Sie diese Beträge diszipliniert zurück und geben Sie sie unter keinen Umständen aus. Nutzen Sie das Geld weder für Investitionen noch privat, sondern belassen Sie es im Unternehmen, bis Sie Ihre Steuern vollständig bezahlt haben.
„Wenn einem das Wasser bis zum Mund steht, darf man auf keinen Fall den Kopf hängen lassen.” Chinesisches Sprichwort |
Die Rücklagen für künftige Steuern sind nicht die einzigen Maßnahmen der Existenzsicherung, die eine Rolle spielen. Denken Sie zum Beispiel auch darüber nach, was eigentlich passiert, wenn die Umsätze Ihres Unternehmens eines Tages durch eine unvorhersehbare Entwicklung am Markt in den Keller gehen. Wie lange könnten Sie wirtschaftlich überleben, wenn Ihre Einnahmen um 20, 50 oder sogar um 75 Prozent absinken würden? Wie viel Zeit benötigen Sie in einer solchen Situation, um sich neu aufzustellen, ein anderes Standbein aufzubauen und die Umsatzrückgänge durch andere Einnahmen auszugleichen?
Solche Überlegungen führen Sie unmittelbar an einen Punkt, an dem Sie erkennen, dass eine bestimmte Summe an Rücklagen eine wirklich wirksame Versicherung für Sie bilden kann. Stellen Sie sich einmal vor, wie gut Sie schlafen könnten, wenn Sie wüssten, dass Ihre finanzielle Situation es Ihnen erlaubt, einen, zwei oder drei Monate ohne jegliche Umsätze komfortabel zu überleben und dabei die Gelegenheit zu haben, in aller Ruhe eine gute Lösung für Ihre Situation zu entwickeln.
Rücklagen bieten Ihnen eine umfassende Sicherheit gegen Umsatzrückgänge, Steuerforderungen oder unvorhersehbare Ereignisse. Natürlich haben Sie als Unternehmer unmittelbar nach der Gründung noch keine Möglichkeit, sich ein wirklich umfangreiches finanzielles Polster zuzulegen. Sie können aber bereits damit beginnen, Reserven und Rücklagen zu bilden und es sich zur Aufgabe machen, im Laufe der Zeit immer mehr Sicherheit zu erlangen, indem Sie diszipliniert einen Teil Ihrer Einnahmen und Gewinne zurücklegen.
Hierzu benötigen Sie nicht nur die Einsicht über die Sinnhaftigkeit einer solchen Vorgehensweise, sondern auch Sparziele und vor allem eine Systematik zur Schaffung von Rücklagen. Das Steuersystem erlaubt es Ihnen, abhängig von der jeweiligen Unternehmensform, in gewissem Umfang Rücklagen zu schaffen.
Noch wirksamer ist es allerdings, wenn Sie sich auf Ihrem eigenen und bereits versteuerten Einkommen eine Reserve aufbauen, die Sie dem Unternehmen im Fall der Fälle zur Verfügung stellen können. Denken Sie immer daran, dass solche Rücklagen eines Tages dafür sorgen können, dass Sie Ihre selbstständige Existenz nicht verlieren und dass Sie sich selbst aus einer krisenhaften Situation retten können, anstatt das Scheitern Ihres Projektes mit ansehen zu müssen.
Mangelnde Rücklagen in Situationen, in denen es darauf ankommt, Ihrem Unternehmen innerhalb von kürzester Zeit dringend benötigtes Geld zur Verfügung stellen zu können, bilden eine sehr häufige Ursache für den finanziellen Ruin. In einer Notlage ist es ungeheuer schwierig, an fremdes Kapital zu gelangen. Aus diesem Grund ist jedem Unternehmer dazu zu raten, dass er sich eigene Rücklagen anschafft, die ihm im Fall der Fälle die gesamte Existenz retten können. Mit den folgenden Tipps unterstützen wir Sie dabei, eine individuelle Strategie zum Aufbau von Rücklagen zu entwickeln und diese konsequent und diszipliniert in die Tat umzusetzen.
Ohne die klare Definition von Zielen ist es nicht möglich, strategische Lösungen zu entwickeln. Wenn es also darum geht, den Aufbau von Rücklagen zu planen, dann sollten Sie zu Beginn unbedingt klar beschreiben können, um welche Beträge es eigentlich geht. Hierzu müssen zwei konkrete Überlegungen angestellt werden. Zum einen sollte klar ermittelt werden, welche Risiken Ihr Unternehmen ernsthaft bedrohen können.
Denken Sie an plötzliche Umsatzrückgänge durch neue Konkurrenten am Markt, veränderte Verbraucherbedürfnisse oder Verschiebungen in Ihrer eigenen strategischen Positionierung. Im zweiten Schritt geht es nun darum, diese Risiken festzustellen. Diese Bezifferung besteht zum einen aus dem Betrag, den Sie pro Monat benötigen, um Ihr Unternehmen in den ermittelten Notsituationen subventionieren zu können und zum anderen aus dem Zeitraum, der erforderlich ist, um Gegenmaßnahmen zu ergreifen, die dem Rückgang der Umsätze entgegenwirken.
Sie haben nun also berechnet, welche Beträge Sie im Fall der Fälle dringend benötigen, um Ihr Unternehmen über Wasser zu halten, bis wieder eine stabile Lage eingetreten ist. Es versteht sich von selbst, dass Sie die erforderlichen Rücklagen nicht vom ersten Tag an zur Verfügung haben werden. Es geht nun stattdessen darum, zu planen, wie sich die Schaffung von Reserven rein zeitlich darstellt. Hierzu können Sie zwei unterschiedliche Ansätze wählen.
Zum einen lässt sich auf der Basis des verfügbaren Überschusses ermitteln, wie lange Sie brauchen werden, um das Sparziel zu erreichen und die Rücklagen vollständig aufbauen zu können. Zum anderen können Sie auch definieren, wie viel Zeit maximal vergehen darf, bis die Rücklagen vollständig aufgebaut sind und hieraus ableiten, welchen Betrag Sie jeden Monat zurücklegen müssen. Bedenken Sie bei Ihren Planungen, dass Sie den Großteil der Reserve aus dem bereits vollständig versteuerten Einkommen bestreiten sollten.
Sie kennen nun Ihre genauen Ziele zur Bildung von Rücklagen und wissen exakt, wie lange Sie benötigen werden, um Ihren Zielbetrag aufzubringen. Zu Beginn der Sparphase werden Sie wahrscheinlich häufiger Zweifel an der eigenen Strategie durchleben, da die tatsächlich schon erreichte Rücklage am Anfang noch recht gering ist und Sie noch nicht wirklich vor Rückschlägen bewahren könnte. Führen Sie sich aber immer wieder vor Augen, dass jeder einzelne Euro, den Sie als Reserve zurücklegen, bereits helfen kann, eine schwierige Situation erfolgreich zu meistern.
Machen Sie sich klar, dass Ihnen die Ansparphase in der späteren Rückschau betrachtet sehr kurz vorkommen wird und motivieren Sie sich selbst mit dem Gedanken daran, wie die Reserve eines Tages verhindern kann, dass Sie mit Ihrem Unternehmen scheitern und den eigenen Ruin erleben müssen. Vor dem Hintergrund dieser Gedanken sollten Sie jetzt einen verbindlichen Sparplan entwickeln, der exakt vorgibt, welche Beträge von welchen Konten aus wohin wandern und wo sich diese im Laufe der Zeit ansammeln sollen.
Machen Sie es sich zur festen Gewohnheit, ganz regelmäßig zu kontrollieren, wie nahe Sie Ihren Rücklagezielen bereits gekommen sind. Es ist motivierend, wenn Sie jederzeit darüber informiert sind, welche Reserven Ihnen für den Fall der Fälle schon jetzt zur Verfügung stehen und wie viel noch fehlt, damit Sie das gute Gefühl einer erhöhten Sicherheit genießen können. Als besonders anschaulich hat sich die Visualisierung des aktuellen Standes Ihres Rücklagevermögens erwiesen.
So haben Sie den entsprechenden Status immer vor Augen und bleiben motiviert, an Ihren Zielen festzuhalten. Eines sollten Sie allerdings nicht versäumen: Es ist dringend erforderlich, Ihr Rücklagekonzept von Zeit zu Zeit zu aktualisieren. Da sich nämlich die verschiedenen Kennzahlen im Unternehmen regelmäßig verändern, muss auch der erforderliche Rücklagebetrag immer wieder angepasst werden. Je stärker Ihre laufenden Kosten und Ausgaben steigen, desto größer wird auch die Reserve, die Sie zur Absicherung benötigen.
Natürlich ist es eine sehr sinnvolle Entscheidung, ausreichende Rücklagen aufzubauen, um Ihr Unternehmen damit in krisenhaften Situationen aus eigener Kraft retten zu können. Für den einen oder anderen Unternehmer ist die Existenz eines solchen Rettungsfonds allein bereits Motivation genug, um sparsam und diszipliniert zu bleiben. Den meisten Menschen fällt es dagegen eher schwer, immer nur vernünftig zu handeln, das Geld beisammenzuhalten und eiserne Sparsamkeit walten zu lassen. Aus diesem Grund dürfen Sie sich ruhig von Zeit zu Zeit dafür belohnen, dass Sie bestimmte Rücklageziele erreicht haben.
Setzen Sie bestimmte Etappen fest, in denen Sie klar definieren, wann Sie zum Beispiel 10, 25, 50, 75 oder 100 Prozent der angestrebten Reserve erreicht haben. Gönnen Sie sich zu diesen Stichtagen selbst eine kleine Freude. Kaufen Sie sich etwas, was Sie sich schon lange gewünscht haben, verbringen Sie ein verlängertes Wochenende in einem schönen Hotel oder besuchen Sie eine tolle Veranstaltung. Auf diese Weise bleiben Sie dauerhaft motiviert und verfolgen Ihre vernünftigen Ziele noch mal so gerne.
Das größte Risiko besteht immer darin, dass Ihnen mitten im Geschäftsbetrieb plötzlich das Geld ausgeht. Kommt es erst einmal so weit, dass Sie Ihre Verbindlichkeiten nicht mehr erfüllen können und feststellen müssen, dass Sie überschuldet sind, dann kommt meist jede Hilfe zu spät. (Quelle: BMWi - GründerZeiten extra)