Gründer-Interview: Vom Reisenden zum Geschäftsführer

Oliver Wolschon war in seinen zehn Jahren als Angestellter berufsbedingt viel auf Reisen. Ob als Unternehmensberater in Deutschland oder als Unternehmensdelegierter in Mittelamerika. Der heute 32-Jährige sah dadurch viele Flughäfen und Bahnhöfe. Dabei fiel ihm immer wieder eines auf, was rückblickend sein Leben stark veränderte. Viele Reisende, die sich in der schönsten Zeit des Jahres befanden - dem Urlaub-, hatten häufig Probleme mit Ihrem Gepäck. Ob zu kleine Kofferräder oder zu unhandliche Koffer, defekte Griffe oder aus der Mode gekommene Designs - die meisten Touristen ärgerten sich mit Ihren minderwertigen und verschlissenen Koffern umher. Doch daraus entwickelte Oliver Wolschon eine erfolgreiche Geschäftsidee. Mit seinem neuen Portal Koffermieten.de erschließt Wolschon eine Marktlücke, die bisher auch noch in keinem anderen Industrieland bedient wurde. Reisende sollen auf dem Portal die Möglichkeit besitzen, für jeden Urlaub den passenden Koffer zu mieten. Die Größenklassen beginnen bei „XS“ für einen verlängerten Wochenendtrip und enden bei der zurzeit größten Kofferkategorie „XL“ für mehrwöchige Reisen, beispielsweise auf einem Kreuzfahrtschiff. Die Vorteile des Koffermietens sind für Reisewillige klar und einfach. Sie können neu- und hochwertige Reisekoffer der Marke Rimowa für einen beliebig langen Zeitraum in der benötigten Größe für einen Bruchteil des Kaufpreises nutzen und nach der Reise wird der Koffer einfach wieder zurückgeschickt - ohne zu Hause Platz wegzunehmen. Im Interview mit Geschäftsideen.de beschreibt der erfahrene Geschäftsmann seine eigenen Erfahrungen bei der Unternehmensgründung und erläutert, auf was Existenzgründer bei ihrem eigenen Gründungsvorhaben achten sollten.

 

1. Bitte stellen Sie sich kurz unseren Lesern vor.

Mein Name ist Oliver Wolschon, ich bin 32 Jahre alt. Bevor ich Koffermieten. de gegründet habe, habe ich mehr als 10 Jahre strategisch-analytisch bei verschiedenen Unternehmen gearbeitet. Zunächst im strategischen Einkauf eines DAX-Unternehmens, für das ich dann noch in Mittelamerika Finance-Themen betreut habe. Nach meiner Rückkehr nach Deutschland habe ich für zwei Unternehmensberatungen gearbeitet: Zunächst mit dem Schwerpunkt Start-up- Finanzierung sowie Business und Product Development, und zuletzt bei einer Beratung mit dem Schwerpunkt Einkauf.

 

2. Wie und wann kamen sie auf diese Geschäftsidee und was macht Ihre Idee so einzigartig?

Durch meine Tätigkeit als Berater war ich in den letzten Jahren sehr viel unterwegs und habe an Bahnhöfen und Flughäfen viele Reisende beobachtet. Dabei fiel mir immer wieder auf, wie viele Leute sich mit ihrem Gepäck herumärgerten: Unhandliche Koffer mit zu kleinen Rädern und abgerissenen Griffen oder kaputten Teleskopstangen, die gleichzeitig außerordentlich bescheiden aussahen und sicher nicht selten zu bleibenden Haltungs- und Rückenschäden führten! Ich habe mich dann gefragt, warum sich so viele Leute in der Zeit, auf die sie sich das ganze Jahr über am meisten freuen - nämlich Ihren Urlaub, mit so minderwertiger Qualität zufrieden geben. Selbst war ich immer mit einem Aluminium Koffer von Rimowa unterwegs, der - zugegebenermaßen - sehr teuer ist. Aber eben auch sehr chic, sehr angenehm zu benutzen und gleichzeitig mit vielen praktischen Details. Daraus entstand die Idee, Menschen, die nicht jede Woche verreisen, trotzdem eine vernünftige Möglichkeit zu bieten, Rimowa-Koffer zu nutzen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Man kann jederzeit den passenden Koffer mieten, er steht nicht mehr zu Hause herum und fängt Staub. Das Ganze ist natürlich günstiger, als einen annähernd vergleichbaren Koffer zu kaufen. Zudem schont es die Umwelt, weil schlichtweg weniger Koffer hergestellt werden müssen, bzw. weggeworfen werden. Die Idee ist bisher vollkommen einzigartig - Reisekoffer kann man sonst nicht mieten, weder in Deutschland noch in einem anderen industrialisierten Land.

 

3. Wie verlief die Gründungsphase Ihres Unternehmens? Gab es einen entscheidenden Meilenstein, unerwartete Fortschritte oder Rückschläge während der Gründungsphase?

Insgesamt hat es fast 9 Monate von der Idee bis zur Gründung des Unternehmens gedauert. Nachdem ich die Idee und den Business-Case auf Papier gebracht hatte, ging es darum, diese zunächst zu diskutieren und Partner für die Realisierung zu finden. Im Rahmen der weiteren Entwicklung gab es dann immer mal wieder Aha-Erlebnisse oder Meilensteine. So wurde bspw. das Angebotsspektrum noch mal umgestellt. Ein entscheidendes Ereignis war dann noch mal die Liveschaltung der Webseite, und die erste Buchung am Folgetag! In der Summe verlief die Gründungsphase jedoch relativ „smooth“.

 

4. Welche Probleme gab es bei der Gründung des Unternehmens und welche Herausforderungen mussten von Ihnen bewältigt werden?

Bei der Gründung kam heraus, dass die Firma nicht Koffermieten UG heißen darf, weswegen das dahinter stehende Unternehmen nun DW Koffervermietung UG heißt. Sehr komplex war natürlich auch die Programmierung der ganzen Logik hinter Koffermieten.de, sprich das Buchungsportal sowie die interne Auftragsabwicklung. Hierfür konnte ein Experte als Mitgesellschafter gewonnen werden.

 

5. Wie hoch war das Startkapital Ihres Unternehmens und wie wurde dies finanziert?

Das Startkapital des Unternehmens betrug nur 6.000€ und wurde komplett aus Eigenmitteln der Gesellschafter finanziert.

 

6. Welche Eigenschaften sollte ein Existenzgründer mitbringen?

Das kann man recht einfach auf den Punkt bringen: Er sollte wissen, was er weiß, aber auch wissen, was er nicht weiß! Denn wenn ihm bewusst ist, was er nicht weiß, kann er sich für solche Dinge Spezialisten dazu holen und seine eigene Arbeitszeit auf die Dinge konzentrieren, die er gut kann.

 

7. Starteten Sie in Ihre Selbständigkeit haupt- oder nebenberuflich und was bedeutet es für Sie, selbständig zu sein?

Hauptberuflich. Selbstständig zu sein, bedeutet für mich, frei in meinen eigenen Entscheidungen zu sein. Darüber hinaus kann ich Entscheidungen treffen, die ein ganzes Unternehmen beeinflussen. Als Angestellter ist die Reichweite eigener Entscheidungen natürlich kürzer, wobei das auch nicht immer schlecht sein muss.

 

8. Welche Prinzipien haben Sie als Unternehmer?

Auch wenn es sich abgedroschen anhört: Wir müssen den Kunden einen Mehrwert bieten. Ohne diese Maxime kann kaum ein Unternehmer oder Unternehmen erfolgreich sein.

 

9. Wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie heute an wie vielen Standorten und wie umfangreich ist Ihr Koffersortiment?

Da wir erst vor zwei Wochen gestartet sind, haben wir noch keine Mitarbeiter und keine weiteren Standorte. Davon unabhängig bieten wir bereits jetzt Koffer in vier verschiedenen Größen an - von der Größe „S“ für verlängerte Wochenendreisen, bis hin zur Größe „XL“. Damit kann man dann aber schon mal vier Wochen auf einem Kreuzfahrtschiff einchecken…

 

10. Wie schätzen Sie Ihre eigene Situation bezüglich Marktanteile, Umsatzentwicklung, Konkurrenz und eigenem Wachstumspotenzial ein?

Unser Ziel ist es, den Markt zur Vermietung von Koffern zunächst zu etablieren, und die Idee „dass man Koffer günstig mieten statt teuer kaufen“ kann, in den Köpfen zu verbreiten. Solange wir allein unterwegs sind, können wir uns natürlich 100% Marktanteil sichern. Mit steigenden Umsätzen werden aber sicher Wettbewerber auf den Plan kommen. Unser Ziel ist es, als First-Mover diesen Wettbewerbern immer einen Schritt voraus zu sein, und dadurch neue Wachstumspotentiale zuerst für unser Unternehmen zu erschließen.

 

11. Wie beschreiben Sie Ihre anvisierte Zielgruppe und welche Marketingaktivitäten / Marketing-Mix erachten Sie als besonders wichtig, um diese Zielgruppe zu erreichen?

Unsere Zielgruppe kann man eigentlich zweiteilen: Zum einen sind dort diejenigen, die einen einmaligen Bedarf an einem eher großen Koffer haben. Dies können zum Beispiel Au-pairs, Delegates oder Weltreisende sein. Einmal in Ihrem Leben machen sie sich auf eine große Reise und brauchen hierfür einen speziellen Koffer. Nach der Reise würde der Koffer nur im Schrank herum stehen - für jede andere Urlaubsreise ist er überdimensioniert. Für solche Kunden haben wir unsere Koffergrößen „L“ und „XL“ im Programm. Daneben gibt es noch die bewusst Reisenden: Ein bis zwei Mal pro Jahr nehmen sie sich bewusst die Zeit und die Muße, ein verlängertes Wochenende, oder auch 1-3 Wochen in den Urlaub zu fahren. Diese Reise ist gut vorbereitet und soll möglichst angenehm werden und der eigenen Erholung dienen. Den dafür passenden Koffer in der richtigen Größe können Sie bequem im Internet über Koffermieten.de buchen. Rechtzeitig vor Reisebeginn erhalten sie den Koffer nach Hause gesandt. Nach Ihrer Rückkehr müssen sie den Koffer nur an uns zurücksenden. Völlig problemlos und bequem. Da unser Vertrieb ausschließlich über das Internet erfolgt, sprechen wir unsere Zielgruppe auch primär hierüber an. Neben Gutscheinaktionen werden wir Kooperationen mit Fluglinien und Reiseportalen aufbauen, über die die Kunden neben der Reise dann auch gleich einen Koffer mieten können.

 

12. Was ist Ihr nächster Meilenstein und wie wollen Sie diesen erreichen?

Über eine Gutscheinaktion und andere Marketingmaßnahmen wollen wir unseren Bekanntheitsgrad deutlich steigern.

 

13. Wo sehen Sie in der Zukunft die größten Herausforderungen für Existenzgründer und Selbständige?

Durch das Internet und die damit verbundenen Geschäftsmöglichkeiten sowie der Rechtsform der Unternehmergesellschaft ist die Hürde für eine Gründung in den letzten Jahren deutlich gesunken. Niemand muss mehr „das Rad neu erfinden“, um sich selbstständig zu machen, entsprechend ist auch der Kapitalbedarf gesunken. Die größte Herausforderung für die Zukunft ist, meiner Meinung nach, nun der Entfall des Gründerzuschusses. Viele Gründungswillige, die über keine Rücklagen verfügen, werden nun sicher von einer Gründung absehen, weil einfach ein Stück Planungssicherheit fehlt.

 

14. Wenn Sie aus Ihren Erfahrungen beim Gründen eine wichtige Erkenntnis an andere Gründer weitergeben müssten, welche wäre das?

Hier kehre ich zu meiner vorherigen Aussage zurück: Man sollte wissen, was man kann, aber auch, was man nicht kann. Mit anderen zu sprechen und ggf. zusammen zu arbeiten, kann ich jedem Gründer nur wärmstens empfehlen!

Gründer-Interview: Vom Reisenden zum Geschäftsführer

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